Metapher als Sicherung – ist Wartung
notwendig oder reinigt sich das System selbst?

The Safety of Metaphor – recommending a low maintenance, resilient system that can self-repair to a certain extent

ANN COTTEN, BERLIN

Zusammenfassung: Eine funktionalistische Auffassung von Metaphern als Denkhilfe beinhaltet nicht nur Aspekte der Anschaulichkeit und Bequemlichkeit als Abkürzung rationalistischer Argumentationswege. Metaphern bilden durch die Rückbindung an außersprachliche Wirklichkeit wichtige zu den sprachlich semantischen und assoziativen Verbindungen komplementäre Verbindlichkeiten, die als Potential des Plausibilitätsabgleichs (reality check) kulturelle Transfers, Übersetzungen und Epochenwechsel überdauern können. Einen Sonderfall, bei dem Konservierung und Gebrauch zusammenfallen, bilden kapselartige Formen, vom Sprachgeschichtsforscher Yanabu Akira mit dem Begriff „Kassetteneffekt“ bezeichnet, die eine verständnislose Benutzung bei Konservierung der enthaltenen Potentiale ermöglichen.

Schlagwörter: Metapher, politische Ästhetik, materialistische Poetik, Sprachphilosophie, Kassetteneffekt, Yanabu Akira, Nishida Kitarô, kausale Wirkung, Sprachkritik

Abstract: A functionalist account of metaphor as theoretical tool not only includes aspects of user comfort like the shortening of rationalist argumentational pathways and imaginary immediacy. More importantly, metaphors maintain ties to the extralinguistic world which are complementary to the semantic, associative, traditional ties of symbolic systems. These connective bridges to reality can survive cultural transfer, translation and shifting methodological eras by continually holding open and viable a potential reality check for plausibility. Language historian Yanabu Akira’s „cassette effect“ describes words allowing use without understanding, a capsule-like special case allowing use without understanding, preserving concepts for potential unfolding at a later time.

Keywords: Metaphor, political aesthetics, materialistic poetics, language philosophy, Cassette effect, Yanabu Akira, Nishida Kitarô, causal efficacy, language critique

1 Probleme mit dem “Passenden”

Wenn es darum geht, bei der Handhabe von Metaphern zu garantieren, dass sie für alle benutzbar, unbedrohlich und zugänglich bleiben, müssen wir wie Stadtplanernnie, Architektnnnie und User Interface Designernnnie denken. An der Metaphernkritik klebt, jedenfalls im Deutschen, sehr stark noch das Kriterium des Passenden. Das ist einerseits goldrichtig, umwelttechnisch und geschmackstechnisch gesehen. Es bezeichnet eine Griffigkeit, die Produktivität der Zone zwischen totalem Anhaften und totaler Unverbindlichkeit. Die Anforderung der Angemessenheit sucht weder Identität noch Kontrast, sondern stellt die Bedingungen für funktionale Diversität durch Kommunikation und Kritik (Erosion, selektive Zerstörung) in beide Richtungen. Das Passen ist aber ein potentiell zirkulärer Parameter. Das Prokrustesbett kann zum Valentin’schen Stuhl werden, oder in anderen Worten zu dem führen, was ich Akkordeonarbeit genannt habe (Cotten 2014) und mit der Fortbewegungsmethode von Würmern durch abwechselnde Verkürz- und Verlängerungen verglich, die bei zirkulären Argumenten mit begehrenstechnischer oder willensbedingter Unwucht, ähnlich anschaulich, mit der lateralen Wanderung schleudernder Waschmaschinen verglichen werden kann. Wenn etwas wasserdicht zu passen scheint, sollte man also immer nach der Dynamik der elastischen Leistung fragen: Wer oder was hat sich wem angepasst, warum, und wie weit würde es noch gehen? Schmiegt oder lehnt sich das Anpassende an etwas (vergleichsweise) Unbewegliches, oder befindet sich die ganze Angelegenheit in Bewegung? Wäre die Welt statisch, wäre die Beweglichkeit der Metapher eine Sorge: eine Wartungsfuge. Aber dank unserer schriftsprachlich fixierenden historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass die Welt sich laufend verändert. Das Berechnen komplexer Flows stellt zugegeben die Kunst der statistischen Berechnung auf die Probe (cf. Mikuláš und Wozonig 2009). Aber es ist genau die Komplexität der metaphorischen Viskoelastizität, die der Viskoelastizität der Wirklichkeit exakt ko-adaptiert ist, die ihr Fortleben garantiert, ob wir die Berechnung nun hinkriegen oder nicht. Zum Beispiel in Form von Mythen, Urban Myths, Theoriemoden, Verschwörungstheorien, Fake News: politischen Narrativen, die mindestens so häufig einer Stabilisierung von Ohnmachtsgefühlen dienen wie der Koordinierung von Veränderungserwartungen.

Gegen eine schlicht infinite Schlüpfrigkeit des Passenden versichern im Detail mehrere Trägheiten. Zum einen bildet die Erfahrung der Wahrnehmenden, die oft auch Lesernnnie1 sind, einen statistischen Pool, in den jedes neue Ereignis, ob in Textform oder in real life, fällt und in Bezug auf Plausibilität eingeordnet wird. Zum anderen gibt es erstarrte Formen, Begriffe, Logiken, Regeln, Konventionen und Maße, und zwar dank Sprachen in haltbaren Medien: Schrift, Architektur, Wegen, Moden, Bildern. Sie konservieren planlos, solange das Material hält, frühere Zustände und vergangene Ereignisse. Ihre Trägheit bildet ein verlässliches Gegengewicht zu den elastischeren, an pragmatische Zwecke angeschmiegten Gedächtnismedien biologischer, kurzlebiger Menschen. Als haltbar kann in diesem Kontext grob alles bezeichnet werden, was eine Individuallebensspanne überdauert – physische Objekte oder latente Präfigurationsoptionen, wie etwa ein Gründerzeitstil, der nostalgische Großbürgerfantasien der Gegenwart prägt, oder ein unverwirklichter imperialistischer oder kommunistischer Traum. Aber auch Gesten und Wissen, etwa historisches oder über Pflanzen und Tiere, leben transgenerational auf einer Diversität von teils metaphorischen Speichermedien weiter.

2 Die besondere Starre der Rationalität

Argumentative, rationalistische Logik wird oft mit der Materialmetapher „starr“ charakterisiert. Dabei würde das logische Quadrat der Gegensätze mit dem berüchtigten Gesetz der ausgeschlossenen Mitte nicht einmal den Anschein des Funktionierens machen, wenn nicht sprachliche Ambiguität zwischen generellen und partikulären Gegenständen die Bedeutung der Sätze besonders in der Negation ganz elastisch machen würde (Tiles and Yuan 2004/2024). Die Attribution der „Starre“ kommt nicht von einem genauen Blick auf die Struktur der Praxis – hier werden argumentative Sätze genauso rhetorisch und emotional, flexibel und situativ schmiegsam angewendet wie andere Sätze –, sondern wurde von den Metaphern der Geometrie und des Gebäudes (cf. z.B. Blumenberg 2018, 346, Blumenberg, 163-189, Purdy 2011) beziehungsweise des Baums (cf. z.B. Snell 1978, 13, Rieppel 2010, Pietsch 2012) übernommen. Wenn als Antwort die Angabe, es sei seit unerdenklichen Zeiten so gemacht worden, nicht genügt, muss man funktionale Spekulationen anstellen, auch wenn sie in der gebotenen Kürze krude Skizzen bleiben müssen, dies wird hier in der Folge versucht.

Es gibt eine Tradition der Befestigungstätigkeiten, im wohnlichen und im militärischen Sinn, die mit der Entwicklung der Sesshaftigkeit in Korrelation stehen. (Auch wenn nomadische und seminomadische Lebensformen vermutlich bis heute eine substantiellere Demographik bilden als von Katastern angenommen, die von ihrer ganzen Anlage her gebaut sind, um Sesshaftigkeit zu dokumentieren, und die Bewegungen von Menschen unsichtbar lassen.) Wenn menschliche kulturelle Tätigkeiten im direkten Handwerk des Überlebens erwogen werden, so wird im Herstellen zwar immer wieder etwas festgemacht – Ton oder Lehm gebrannt, Fäden fixiert, Stoffstücke zusammengenäht, Stroh, Reisig zusammengesteckt – doch in mindestens demselben Maß wird in Vorbereitung dieser Gestaltung zunächst auflösend, einweichend, trennend und zermahlend auf Gegenstände und Zusammenhänge eingewirkt. Das Lehm muss mit Wasser weichgemacht und geknetet werden, Leder gegerbt, Lebensmittel gekocht und fermentiert, Reisig gebrochen, Steine gehauen, Holz zurechtgeschnitten, Nägel geschmiedet werden. Bis vor sehr kurzem war die Arbeit, die in bearbeiteten Gegenständen steckte, ebenso wie das Material selbst und die informierte (richtige) Form, in die die Arbeit floss(!), gerade in dieser dreifaltigen Balance so kostbar, dass weitere Arbeit für Wiederverwertung und Zweckentfremdung ganz selbstverständlich gut investiert erschien. Das Auftrennen von Funktionszusammenhängen, um das Material für neuen Gebrauch herzurichten, war ein wesentlicher Bestandteil jedes Arbeitsjahrs. Erst mit der Tendenz zu Großprojekten im Rahmen der arbeitsteiligen industriellen, zugleich globalisierten Produktionsweise geriet das Trennen im Vergleich zum Zusammenfügen, das Lösen neben dem Festigen in den Schatten. Die ins Nichterzählte abgeglittene Recyclingindustrie (venöse Industrie) hinkt seither der Produktion von Neuwaren aus extrahierten sogenannten Rohstoffen (arterielle Industrie) hinterher (Hosoda 2016, Cotten 2025). Doch kapitalistische Akkumulationsindustrie begann mit Sesshaftigkeit und Sklaverei (Karatani 2012, 38-76). Die demokratische Politik baute(!) auf der patriarchalen, baumstrukturellen Weitergabe von Besitztümern auf und schloss die nichtbesitzenden Arbeiternnnie, Sklaven und Frauen strukturell und prinzipiell aus (Arendt 1958, 22-89). Auf die Frage, warum – die wieder mit der Begründung, dass es eben immer schon so war, nicht angemessen beantwortet ist – wäre eine mögliche, sehr spekulative Begründung (mit der gebotenen Vorsicht bei Gewalt und Ungerechtigkeit “begründenden“ Weitererzählungen): weil wir – weiblich gelesene Personen, Vagabunden und körperlich Arbeitende, bzw. ihre Nachkommen, die ihre Gene und Meme geerbt haben – uns etwas mehr verändern. Menschliche Körper und Mentalfunktionen passen sich, auch unfreiwillig, und vermittelt durch die Trägheiten (Informationen) der Gene und Meme, den Notwendigkeiten an, wenn wir arbeiten, Mütter werden, oder reisen. Arbeit und Fortbewegung unterscheiden sich von Sport und Muße durch die Richtung der Anpassung. Die Bewegungen dienen bei der Arbeit der Sache, beim Sport der Ertüchtigung und Pflege des Körpers, auch wenn in beiden Fällen Muskeln, Gewohnheiten und Fähigkeiten ausgebildet werden. Ein denkbares Ideal als neutrale Beschreibungsweise könnte in der Mitte liegen, in einer sozusagen humanistisch angemessenen Ergonomie (Stiegler 2018). Wer in faschistisch selektiver Narrative (zur gewalttätigen Ablehnung eines Kanons an Eigenschaften, die mit Weichheit zu tun haben, siehe Theweleit 1977) einen wertebegründenden Vitalismus propagiert, muss die eigene Sterblichkeit verstecken, um in der Hierarchie nicht zu fallen. Wir altern alle, aber ein gesunder, wenig körperlich belasteter, nicht gebärender, seinem Körper zuliebe Sport treibender Mann, der auch noch konsequent immer das gleiche tut (also Veränderungen ablehnt, an andere delegiert, gar als Verschmutzung einer Reinheit erzählt), kann dies einen Hauch länger verstecken, auch von der Mode her im Anzug zeitlos erscheinen – und bekanntlich sind kleine Vorsprünge, eben weil so fragil und unplausibel, die Motivation für umso prononciertere Diskriminierungsaktivitäten. Veränderlichkeit als Unverlässlichkeit zu dämonisieren, auch als Charakterschwäche zu framen, ist das Killerargument, um Kontrolle und einen status quo einer fixierten – also eigentlich fragilen, von jeder Veränderung bedrohten – Machtstellung zu bewahren. In anderen Worten: Gerade die faktische Verfügung über die Produktionsmittel und Skills, Veränderungen durchzuführen – Kenntnis, Notwendigkeit, Familiarität, Übung, verkörpertes Wissen – hält indessen vielleicht nach wie vor Frauen und Sklaven in einem Gefühl falscher Sicherheit, ja Überlegenheit, in einem Arbeitsethos, der Sicherheit in Kompetenz sucht und, zu recht oder nicht, Gewalt über die, von denen man abhängig ist, als sehr riskante, ausgesetzte, gar nicht besonders anzustrebende Position betrachtet. Zum Wagnis, trotz geringerer Fähigkeiten zu herrschen, gehört ein großer Anteil Ignoranz, Naivität, vorsätzlicher Blindheit – gefühlte Sicherheit bieten kollektive Mythen. Leider kann man auch im Bereich von Unterdrückungstechniken von Skills und Kenntnissen sprechen. Wenn der Habitus passt (und die Memes vererben sich in den herrschenden Klassen mit ihrer wichtig genommenen Bildung), kann es erfolgversprechend sein, auf Repression zu setzen. Weiters möchte, wer mit schlechten Chancen geboren ist, doch an den Mythos der modernen Gerechtigkeit glauben und hält sich für nicht so leicht unterdrückbar (vgl. Krakauer 2006), bis man feststellt, wie es auf Schleichwegen schon geschah. Immer noch sind es gefühlte Mikrosouveränitäten, die Aufstände verhindern oder verzögern: Viele sind stolz, die Härte auszuhalten, als Teil von Identitäten kann das ein Trägheitsfaktor sein. Besonders zusammen mit der Schwellendynamik von Konversionen: bei Haltungs- oder Strategieänderungen wird man bis zum Zeitpunkt des Wechsels blöd gewesen sein; um das zu ertragen, muss die Identität (wie eine Scheune beim Balkenwechsel) auf die Meta-Ebene angehoben werden, dazu braucht es einen lokalen Schub Energie. Zugleich können die Strapazen und Ungewissheiten einer revolutionären Veränderung im Vergleich zur ja gewohnten Unterdrückungssituation schlicht weniger angenehm erscheinen.

Das historische Aufkommen hegemonialer Unterdrückungskulturen muss – nebst der Ermöglichung opportuner Rochaden – gerade durch ihre Unplausibilität eine Faszination sogar auf manche der Unterdrückten ausgeübt haben. Dass Metapher hier Metonymie auf sichere Distanz hält, lässt sich an Beispielen wie dem populären Prinzessinnenkult oder auch im Drag beobachten, wo die Ferne davon, wirklich eine Prinzessin oder Frau zu sein, das Spiel in reizvoll verlässlicher Spannung zur Wirklichkeit hält. Symbolische und ästhetische Ordnungen wie Religionen wurden erfolgreich genutzt, um freiwillige Gefügigkeit der Produzierenden zu erreichen. Vielleicht spielte sogar ikonisch die performativ fragile, unwahrscheinliche, ja campe Starrheit von in Stein gemeißelten Phalloidgebilden eine Rolle, weckt doch das Motiv in Frauen wie Männern als Potential Interesse, und zwar genau im Wissen um die Manipulierbarkeit bei unverlässlicher Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Wie dem auch sei, jedenfalls kam es durch die Verherrlichung der Starrheit zu zweckdienlichen und gerade im Christentum komplementär verherrlichten Anpassungsleistungen, die man als Herr-Knecht-Spiele fassen kann (Hegel 1832/1979, 150-154, Kojève 1947/1975, 20-47), und damit zu einer Ideologie, die patriarchale Religionen ästhetisch stützt und von ihnen gestützt wird.

3 Der Kassetteneffekt

Der Sprachhistoriker Yanabu Akira hat bei der Beschreibung der Neologismen der japanischen Übersetzungssprache der Meiji-Zeit den Begriff des Kassetteneffekts geprägt (Deutsch: Yanabu 1991). Mit dem Bild einer schmucken Schatulle, die unbesehen als Hinweis auf kostbaren Inhalt aufgefasst wird, meint Yanabu Phänomene des blinden Mitläufertums bei sprachlichen Trends. Während die inhaltlich entsprechende europäische Fabel, „Des Kaisers neue Kleider“, auf eine Kritik der Autoritätshörigkeit zugespitzt ist, interessiert den Sprachhistoriker Yanabu eher wertneutral die spezielle Dynamik der auf neuartige Weise abstrakten Begriffe, die aus europäischen Sprachen mithilfe neugebildeter Komposita aus dem bereits etablierten konzeptuellen System chinesischer Schriftzeichen ins Japanische übersetzt und als Neubildungen zur klingenden Münze wurden. Diese meist aus anderen Wortzusammenhängen bekannten, neu kombinierten Zeichen deuten zwar an, in welcher Richtung die Wortbedeutung zu finden wäre, überlassen aber, ganz so wie deutsche Neologismen, viel derm die Bedeutung am Nutzungsort zusammenbauenden Userni und dessen Kreativität – wo Präfiguriertes hereinflutet – beziehungsweise der graduellen Ausformung der Wortbedeutung im kollektiven Gebrauch. Abstraktion spielt hierbei eine gestaltprägende Rolle. Die chinesische Abstraktion hat aufgrund der auf kodependenten Gegensatzpaaren wie Yin-yang und deren Resonanzen in verschiedensten Anwendungsbereichen aufbauenden Balancenstruktur andere Eigenschaften als die gewissermaßen einseitig in den Äther gerichete Abstraktion, die aus Europa und dem angelsächsischen Sprachraum ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Asien importiert wurde. Statt einer einzigen umrissdefinierenden Definition werden in der traditionellen chinesischen Logik Terme durch ihre Beziehungen zu anderen Termen gewissermaßen vektoriell definiert, was zu anderen Deformationsdynamiken führt (Tiles & Yuan 2024). Die Vorstellung einer legalen, also bis ins Unendliche hinausreichende Gültigkeit einer ein für alle Mal fixierten Wahrheit kam ,mit dem Imperialismus auf, mit dem internationalen Seerecht, einem Instrument der Kolonisation, wurde der Anspruch global konkret. Die Plausibilität dieses Anspruchs beruhte dabei auf dem Konzept einer „buchstäblichen Wahrheit“ der buchbasiert proselytisierenden Monotheismen, um eigene Vorstellungen als Überlegenheitsnarrative auf die Umgebung anzuwenden. Denn eine Wahrheit, die sich den Gegebenheiten des Anwendungskontexts anpasst, ist zur Unterdrückung umso weniger geeignet, desto besser sie sich mit dem lokalen Wissen integriert.

Hierbei spielt übrigens der bestimmte Artikel eine Rolle, als kleiner Faktor, der suggeriert, dass etwas etabliert und allgemein bekannt ist und nur derm Hörerni neu, aber dazu einlädt, durch Übernahme des bestimmten Artikels mit in der Simulation dieser Etabliertheit mitzumachen. Im Japanischen wurde daher eine Art der Abstraktion neu konstruiert, in der generelle Aussagen über „die Metapher“ gemacht werden können, während ohne Artikel – wie in den meisten Sprachen der Welt – „eine Metapher“ und „Metaphern“ zunächst grammatikalisch ununterschieden bleiben. Nur bei Bedarf wird mit einer feineren Palette von Spezifikationen wie „diese Metaphern“ oder „Metaphern generell“ unterschieden.

Der Kassetteneffekt (カセット効果), für den Yanabu eine Metapher als Vehikel der Idee wählte, kann gut in Verbindung mit Michael Reddys „conduit metaphor“ gesehen werden (Reddy 1993). Reddy kommentierte bekanntlich den starken Effekt der dominanten Objekt- und Containermetaphorik beim Sprechen über Kommunikation in der englischen Sprache, als wäre der Inhalt „etwas“, das als „Inhalt“ der Kommunikation „weitergegeben“ werde. Als alternatives Paradigma, das Reddy eher in der Vergangenheit verortet, skizziert er den „toolmakers paradigm“, bei dem Baupläne unter Akteurnnnie in voneinander isolierten, materiell unterschiedlich beschaffenen Situationen ausgetauscht und deren intendierten Gegenstände lokal rekonstruiert werden. Übersetzung zwischen entfernteren, historisch unverwandten Sprachen – etwa aus Europa ins seit mehreren Jahrhunderten isolierte Japanische – behält mehr vom Charakter des Toolmaking bei, die Arbeit der lokalen Rekonstruktion ist noch spürbar. Diese Transparenz sichert Usernnnie vor dem Abrutschen in den Glauben an die Übergabe eines objekthaft vorgestellten, unveränderten „Inhalts“ – außer bei Kassettenwörtern, die eben den Blick ins „Innere“, bewusst oder unbeabsichtigt, versperren, oder überhaupt scheinbare Objekte in Verkehr bringen, wo vorher andere Arten von Beziehungen navigiert wurden.

„To the extent that the conduit metaphor does see communication as requiring some slight expenditure of energy, it localizes this expenditure almost totally in the speaker or writer. The function of the reader or listener is trivialized. The radical subjectivist paradigm, on the other hand, makes it clear that readers and listeners face a difficult and highly creative task of reconstruction and hypothesis testing. Doing this work well probably requires considerably more energy than the conduit metaphor would lead us to expect.“ (Reddy 1993, 186)

Im Licht gegenwärtiger Debattchen (Schüttpelz 2023 vs. Geulen 2024) könnte man hier möglicherweise auch an Hermeneutik oder Philologie denken, wobei die Linien von deren Denotation schon alles andere als klar sind. Reddys terminologische Wahl, „radical subjectivism“, legt nahe, noch grundlegender und allgemeiner über das Problem der Verständigung zwischen individuellen Personen nachzudenken (auch da, wo sie sich durch die sprachliche Form der Allgemeinheit als “dritter” Instanz bedient). Mit diesem Problem hat sich der Philosoph Nishida Kitarō eingehend beschäftigt. Er behandelt, wie sonst in der modernen Philosophie nur Peirce und Whitehead, die Probleme der Intersubjektivität, des Ausdrucks und der Selbstreflexion als besondere Fälle der allgemeinen, wenn man so will ontologischen Frage, wie man Gegenstände in ihrer gegenseitigen Wirkung aufeinander und Abgrenzung voneinander konzipieren kann. In diesem Punkt stecken wir mit der Philosophie in europäischen Sprachen noch bei Aristoteles fest, der Unveränderliches von Veränderlichem unterscheidet und entlang dieser Beobachtbarkeiten feste Substantia von veränderlichen Akzidentia trennt. Dass erstere in der postaristotelischen Tradition als wertvoller gelten, hat mit der Kultur des Hortens und Herrschens im Fantasma der Posthistoire zu tun, einem Sicherheitsdenken, das seine kulturelle Arbeit darin sieht, Feinden und Gefahren die ebenso begründete Existenz abzusprechen und sie stattdessen als Akzidentien, die die Substanz des Eigenen gefährdet, zu entwerten. Analog dazu erlaubt Claude Shannons Informationstheorie, variabel zu definieren, was als wertvolle „Information“ und was als abzuwehrende Störung, als Noise gilt (Shannon and Weaver 1949, 8). Dieser Kultur des opportunistischen othering verdanken wir nicht nur einen produktiven Snobismus des Wissens und der Macht, sondern auch ein Feiern des in diesem aristotelischen Sinne Subalternen: Noise-Musik, Punk, Industrial, sinnlose Schmierereien an der Bushaltestelle. Reddys Kritik zufolge gehen Shannon und Weaver trotz ständiger Anmerkungen zur deklarierten Absicht, dies zu vermeiden, beim Sprechen über ihre Informationstheorie andauernd den in der englischen Sprache allgegenwärtigen Container- und Objektübermittlungsmetaphern (conduit metaphors) auf den Leim.

Für eine Theorie der politischen Wirkung der Metapher bedeutet das einen geschärften Blick darauf, dass Metaphern, die im Übermittlungsmodell entweder „Inhalt“ oder „Schale“ der Kommunikation wären, tatsächlich sowohl inner- als auch außersprachlich im Kontext verwurzelt sind. Im Bereich zwischen Senderni und Empfängerni, in dem laut Informationstheorie möglichst wenig passieren soll, wird die Bedeutung der Metapher überhaupt erst konstituiert, sodass sie von vornherein sowohl jenseits der Intentionen ders Autornis als auch der interpretatorischen Fähigkeiten ders Empfängernis ihren Weg von erstererm zu letzerem geht, wie eien lebendre, mehr oder verlässlichre Botni, dier aber vielleicht einiges mehr transportiert als nur den einen aufgegebenen Brief. Aus diesem Bild wird auch deutlich, warum dies ökologische Implikationen hat. Eine Metapher ist keine Verpackung, aber auch keine Sache, sondern eine Beziehung. Eine Beziehung ist ein offenes Potential, und wir überlegen – wie von selbst, weil wir Beziehungen als zwischen unberechenbaren Mitlebenden kennen –, was neben, vor und nach der intendierten Funktionalität passiert und passieren kann. Und anstatt diese Nebenwirklungen möglichst auszuschließen, kann es darum gehen, sie geschickt zu nutzen – oder zumindest von ihren Auswirkungen zu wissen.

Nishidas Denken, das sich neben dem US-amerikanischen Pragmatismus auch auf Husserl, Kant, Hegel, Cohen, Erdmann, Meinong, Brentano, Bergson und Merleau-Ponty bezieht, geht zugleich von der grundsätzlich transdualistischen Organisationsstruktur der chinesischen Philosophie (vgl. Xiang 2018) und von der damit besser als mit der Substanzontologie harmonierenden Gegenwartsphysik seit dem 20. Jahrhundert aus. Eine Identität – eines Ichs oder Gegenstands ebenso wie eines Worts – wird nach Nishida durch das Netzwerk von kausalen Relationen gegenseitiger Einwirkung mit anderen Gegenständen gebildet, wozu auch das Selbst selbst gehört. Da die absolute Gegenwart wie ein mathematischer Punkt historisch bzw. materiell nie ganz zu fassen ist, sondern nur durch Konstruktionen definiert werden kann, wird das Selbst der Gegenwart als Überschneidungszone zwischen dem Selbst der Vergangenheit und dem der Zukunft angezeichnet. Wenn das Selbst eien Autorni ist, dann wird sier von der Summe aller Handlungen und Sprechakte definiert, die sier empfängt und die sier durchführt. Wenn das Selbst eine Metapher ist, wird sie durch Absichten einers Autornis zwar sicherlich beeinflusst – etwa durch den Kontext der Äusserung, der Vorgeschichte ders Autornis, den Satzzusammenhang – aber nicht endgültig determiniert. Nicht zuletzt, weil dier Autorni eine Metapher nicht beliebig einsetzen kann, sondern dabei auf eine effektive Angemessenheit achten muss, da sie sonst nicht in funktionalen Zusammenhang mit der Sinnumgebung tritt, also nicht gut am Zielort rekonstruiert werden kann. Ebensowenig hört ihre Entwicklung mit einer Publikation auf. Autornnnie wissen meist genau, dass sie auf ihre Wirkung bestenfalls mit viel Geschick Einfluss nehmen können, sie aber niemals kontrollieren können. Und diese Situation kann man als wirbelhafte Flowstruktur durch aneinander angrenzende Veränderungen und Unterschiede besser beschreiben als mit Vorstellungen geschlossener, unveränderlicher Container, wie in der Tradition der letzten paar hundert Jahre üblich, als sich die „Erste Welt“ durch eine Kombination von Vereinfachung und Gewalt Vorteile erhoffen konnte.

Hier könnte man auch auf Randströmungen der Phänomenologie, namentlich Prozessontologie (auf Peirce und Whitehead beruhend) und der von Thomas Nail ins Leben gerufenen Ontology of Motion (auf Lukrez beruhend, Nail 2018, Nail 2020) verweisen. In ihnen allen wird mit der Herausforderung gerungen, die existierende, auf Fixierung trainierte Sprache soweit zu verändern, dass sie für den Umgang mit komplexen Dynamiken geeigneter wird, und immer wieder spielen dabei Metaphern eine freundlich elastisch-verlässliche Rolle.

4 Der Unterschied zwischen Metaphern und Allegorien – eine Frage der Fahrgeometrie?

Laut Kobayashi Toshiaki benutzt Nishida allerdings niemals Metaphern. Manchmal benutzt er Allegorien. Seine Definitionen haben auch oft analogische Form, die sich jenseits von Deklarationen vor allem in parallelen Satzstrukturen und ihren Wiederholungen bewegt. In diesem Punkt zeigt sein Stil seine Wurzeln in der chinesischen Schriftsprache, auf japanisch 漢文書き下し (kanbun-kakikudashi) genannt, in der Nishida seine erste philosophische Bildung erhielt (Kobayashi 2002, 28). Dabei hängt vieles am Wort „sein“, das in seinem Facettenreichtum auch für Metaphern zentral ist. Der modernere, am gesprochenen Japanisch orientierte Schriftsprachenstil 言文一致 (genbun-itchi) wird auch „-dearu-Stil“ genannt nach der Formel, die dem diskursiven, definierenden „ist/sind“ als generalisierendem Prädikat entspricht – und sich unter dem Einfluss der ab 1848 neu übersetzten theoretischen Literatur aus dem Westen entwickelte. (Yanabu 2004, 125-145.) Im aristotelischen Ordnungssystem wird nämlich Identität als Debatte über die Einordnung in eine hierarchisch bzw. genealogisch konzipierte Ordnung der Dinge geführt (die beiden Ordnungen projizieren aufeinander). Statt Aussagen über die Zuordnung ist aber der Modus Operandi in der chinesischen Tradition wie erwähnt eine Serie von oft mithilfe von Analogien dargelegten Beziehungen. Dabei wird in verschiedenen thematisierten Beziehungen ein jeweils anderer Aspekt einer Sache beleuchtet, und diese Plurivalenzen erscheinen nicht etwa als Problem, sondern als selbstverständliche Seinsweise der Welt, die durch parallaktische Ansichten deren Verständnis ermöglicht: vielfache parallel und gleichzeitig stattfindenden Beziehungen, situative Veränderungen, Einwirkungen und Umordnungen machen schließlich aus, was wir als Welt erleben, und erlauben uns mit einigem Training Prognosen mit einer gewissen wahrscheinlichen Akkuratesse („genauso“ arbeiten LLMs). Parallaxenbasierte Prognose entspricht der neben der Informationstheorie entstandenen Kybernetik, die zur postalischen eine ballistische Kalkulationsform entwickelt, die für lebende Beobachtungsgegenstände in komplexen Umwelten geeigneter erscheint, wo ein technologischer Ausschluss von Noise-Faktoren unrealistisch ist. Entsprechend geht auch Nishida Kitarō vor bei der Beschreibung der gegenseitigen Definition von Selbst und Anderem, bei seinem Verständnis kausaler Wirkung, bei der Definition von Zeit und Raum – alles Fragen, deren Klärung im Vorfeld einer Wahrnehmungs- und Kommunikationstheorie und letztlich auch für seine im späteren Werk wichtiger werdende Auffassung religionsphilosophischer Fragen notwendig sind. Interessant ist, dass für Nishida keine der etablierten Begriffe selbstverständlich sind, er baut nicht, wie europäische Philosophen, einen neuen Balkon auf ein altes Gebäude an. Man kann in seiner Prosa die Begriffe im Entstehen beobachten. Dabei ist es die situative oder aber logisch-vektorielle, text-interne Verankerung, die sie elastisch in Bezug aufeinander stabil hält. Wenn sie mit den Vokabularen anderer Philosophen aus verschiedenen Kontinenten verknüpft werden, so sorgt diese breite Verteilung der Verankerung der Bedeutung dafür, dass die Verschiebungen zwischen den Begriffen in unterschiedlichen Systemen weder zum Verschwinden gebracht werden noch als zu lösende Probleme erscheinen. Man versteht, inklusive, ja: dank einer recht präzisen Wahrnehmung der Verschiebung. Das ist das parallaktische Verständnis, das mit dynamischen Systemen umgehen kann.

Wenn ich die Verankerung von Nishidas Denken in der syntagmatischen Struktur der chinesischen Klassik betone, dann nicht, um den Philosophen zu exotisieren. Es stellt nur die Übersetzung vor Probleme, denn viele der Möglichkeiten, etwa die Hochpräzision der Zeichenkombinatorik in den Kompositwörtern, die jeweils Traditionen referenzieren und zugleich als Kombination neu definiert werden – nach dem Muster der Meiji-Neologismen –, stehen bei Übersetzungen Nishidas in europäische Sprachen nicht zur Verfügung. Ob eine Glättung in scheinbar leicht verständliche, dafür oft um die philosophischen Resonanzen gebrachte, spirituell klingende Prosa stattfindet oder redlich auch im Deutschen neue Komposita geschaufelt werden, der Stil bleibt merkwürdig und diese Merkwürdigkeit verzögert die Aufnahme und erschwert auch die Kommunikation zwischen japanischen und nicht-japanischen Lesernnnie. Jedoch kann man dabei auch ein erstaunliches Phänomen beobachten: Die in sich verschlungene Dialektik Nishidas flicht, wie auch die Hegels, sprachlich elastisch selbststabilisierend, gleichsam einen Korb oder eine Kapsel, in der der Grundgedanke Generationen von Nicht-, Halb- und Falschverstehernnnie überleben kann und immer wieder von neuen Lesenden in neuen Situationen ausgepackt und produktiv gemacht werden kann. Doch ist es ein Schutz vor Missverständnissen, wie das Bild der Kapsel suggeriert, oder eher deren Toleranz – wie weiche Materialien sich alles mögliche gefallen lassen können, ohne undeutlich zu werden – oder gar ein Nutznießen von Zweckentfremdungen, wie eine Hülle aus süßem, weichem Fruchtfleisch, das einen Kern voll genetischer Essenz über weite Strecken transportieren lassen kann, quasi aus den falschen Gründen?

Aber nun halt, was mache ich da?! Sind solche biologischen Metaphern für die Metapher als Vehikel bloß irreführende Verführungen, die den Blick auf die jeweils in ihnen nicht erfassten strukturellen Merkmale verstellen? Gibt es hier vielleicht einen wesentlichen Unterschied zwischen Metapher und Allegorie, mit dessen Hilfe die juiciness abtropfen und das Skelett der Erkenntnis sichtbar werden kann?

Die Struktur „A verhält sich zu B wie C zu D“ in ihrer – scheinbar? – präzisen allegorischen Implikation lässt sich merkwürdig schwer in eine Metapher umwandeln. „AB ist CD“ kann eine so grobmaschige Aussage sein, dass nur aus dem Kontext her die Selektion erfolgen kann, zu verstehen, was mit ihr gemeint ist. Freilich kann genau diese Unschärfe zur Kapsel (nach Reddy zum blueprint) werden, aus der sich mit den richtigen Werkzeugen doch wieder eine am Zielort sinnvolle Aussage machen lässt. Und dieses uns vorgestreckte Vertrauen schätzen wir als Lesys im Normalfall, wir fühlen uns wahr- und ernstgenommen, wie wir auf der Rezeptionsseite an der Rekonstruktion eines brauchbaren Sinns arbeiten, aufmerksam auf jeden Hinweis aus der Bauanleitung. Hier werden – im Kontrast zu universalistisch fixierten und ja dennoch unfreiwillig mit der Drift der Zeit mitgeschleiften Begriffen – Metaphern und Analogien als (in unterschiedlichem Ausmaß) Missbrauch limitierende, Fehlern vorbeugende oder einfach wie Wikipedia ihrer Korrektur durch wen auch immer nichts in den Weg stellende Designelemente interessant.

Wendungen haben also mithin, Yanabu folgend, nicht nur obwohl, sondern gerade weil sie unzulänglich definiert sind, Erfolg. Schön ist dieser Gedanke, weil er jenseits von gut und böse die Unwucht der Nutzung veranschaulicht, dank der trotz der ewigen Wiederkehr des Gleichen ein Fortschritt in die verschiedensten Richtungen jederzeit, wenn auch sehr langsam, möglich ist. Aber natürlich ist aus pragmatischen Gründen die Proliferation ungenauer Versionen etwas, was in vielen Fällen vermeidenswert erscheinen wird – wir sind ja Tiere mit begrenzter Lebenszeit, keine Large Language Model Machine Learning Algorithms mit frischen Atomkraftwerken für die Energiezufuhr, und setzen daher Prioritäten, die wir mit einer gewissen Panik verteidigen und rechtfertigen.

Ein etablierter Ansatz zur Konzilianz zwischen strenger Begriffswartung und der in einer kapitalistischen und demokratischen Weltordnung unumgänglich erscheinenden Popularisierung wissenschaftlicher Themen besteht in der Trennung von Populärwissenschaft und Spezialistentum. Auf dem Markt wird an der Verbreitung gearbeitet, ohne sich allzu sehr um Qualität oder Richtigkeit der Information zu bemühen. Gleichzeitig arbeiten Spezialistennnie, ungestört von öffentlicher Meinung, an der wirklichen Wissenschaft, in der sie sehr streng sind. Dieses Modell ist grundsätzlich viabel und entspricht auch grundsätzlich der Balance von Bearbeitungsoffenheit und kuratorischen Leistungen, die fürs Warten von Wikipedia extrem wichtig ist. Aber wenn es sich verselbständigt, etwa institutionell verkrustet, kann vor lauter Kontrollbestreben im einen Teil in Vergessenheit geraten, dass es nicht nur ein Problem, sondern auch eine Art Selbstregulierung ist, wie Sprache funktioniert: dass eine Sprechernnniemehrheit die Sprache verbiegt und puristische Akademien nicht die Fluten der realen Sprachentwicklung zurückdrängen können. Auch wenn die Wissenschaft sich in Jargon hüllt, kommt sie nicht ohne die mit der populären „Außenwelt“ gemeinsamen Vernakularsprache aus, auch wenn „sichere“ Kapseln von Fachvokabular un- oder halbverstanden herumgeschwemmt werden. Auch die jeweils nachwachsenden Mitglieder der qualitätssichernden Elite sind ja in der „Außenweltsprache“ erzogen, womöglich sogar von populärwissenschaftlichen Formulierungen zum Interesse an der Wissenschaft motiviert. Letztere infiltriert also über mehrere Generationen auch den innersten Kern der Wissenschaft, es entstehen Reibungs- und Druckpunkte, die die Schutzhüllen um die reine Wissenschaftssprache über kurz oder lang abbauen. Es ist keine Lösung, die Öffentlichkeit in Ruhe irren zu lassen. Metaphern bieten hier eine gute (quasi pädagogische) Möglichkeit, Präzision zu ermöglichen und Mitarbeit am Verständnis zu fordern und in sinnvolle Bahnen zu lenken, ohne dies im Sinn eines Fachjargons über manuelle Kontrolle zu führen. Denn die qualitätssichernde Instanz kommt nicht nur nicht nach, man riskiert sogar, zu provozieren: mutwillige Sabotage, etwa von den erwähnten Noise- und Punk-Kulturen, die obrigkeitliche Zurechtweisungen aus einer offensichtlich von einer Elite kontrollierten und auch noch ästhetisch unüberzeugend argumentierenden Organisationsform ablehnen und sich zu sprachlicher wie verhaltensmodischer Sabotage aufraffen. Es kommt zum unnötigen und schädlichen Kontrast zwischen Korrektheit und Kreativität.

5 Poesie und Begriff

Als jemand, dier schon viele Jahre parallel als Dichterni und als Wissenschaftlerni arbeitet, spüre ich die unterschiedlichen Normen in der Sprachverwendung und in den Ansprüchen auf Genauigkeit in jedem Satz, den ich schreibe. Es sind unterschiedliche Genauigkeiten, kombiniert mit unterschiedlichen Offenheiten und Präzisionen. Mitglieder der deutschsprachigen Lyrikszene sind zwar ideologisch sehr offen, aber nicht gewohnt, zu strenger Begriffsarbeit aangehalten zu werden. Unter Druck, etwa in Poetologien, weichen sie schnell in Allgemeinplätze oder pauschale Versöhnlichkeiten aus. Zugleich sind sie aber im besten Fall in der Lage, virtuos zwischen ganz unterschiedlichen Diskursen und Jargons zu wechseln bzw. hellhörig zu sein: sie als vielstimmige Ambience gegenwärtigen Sprachgebrauchs wahrzunehmen und parallel in diesen verschiedenen Vernakularen zu denken. Ambiguitäten sind überhaupt kein Problem; offene Fragen werden nicht vorschnell abgeschlossen. Auf der Suche nach genaueren, bei der Sache bleibenden Diskussionen von Werten und Begriffen in der vergleichenden Literaturwissenschaft fand ich zwar die Bereitschaft, genau und konsequent über Literatur und das Sprechen über sie zu debattieren, aber zugleich merkte ich, dass die Form der Aussagen xenophob geahndet wird. -Phob ist hier auch im Sinn von hydrophob gemeint: „Wilde“ Texte werden nicht etwa immer ideologisch abgelehnt oder verurteilt, aber es fehlen die Fähigkeiten, die Poren und Kanäle und osmotischen Eigenzeiten im wissenschaftlichen Betrieb gewissermaßen, um sie zu verarbeiten und – idealerweise – immer wieder in den bewussten Diskurs zurückzuholen, um auch „wildes Denken“ zu einer dialogfähigen, kritiktragenden Kommunikationsweise zu machen. So wie es jetzt steht, kullern die „bunten“ oder „wilden“ Theoriestile, die nicht dem Schema „Das ist Das“ folgen (vgl. Yanabu 2004, 125–145), in den Abfluss der Tage: sie werden, manchmal ideologisch motiviert, gelesen, aber kaum gründlicher besprochen. Schlimmer noch, sie können politisch ohne viele Widerstände vereinnahmt und zweckentfremdet werden, wie das Argument freier Meinungsäußerung. Genauso geht es mit formal innovativen Gedichten und experimentellen Texten. Auch wenn sie noch so laut ihre Theoriemimikry manifestieren, wird mit ihnen nichts gemacht, als sie zu loben und zu ignorieren; bestenfalls können sie an geeignet ranzigen Orten zur Provokation dienen. Hat Reddy also auch über die englische Sprache hinaus recht mit seiner Beobachtung, dass es die Containermetaphorik ist – zusammen mit Architekturmetaphorik in der Informatik zur Reproduktion von Ordnungssysteme installiert und verbreitet – die den „radikalen Subjektivismus“ zu einer Gesellschaft unkritischer, entfremdeter Konsumentennnie macht, die zwar einsam sind, aber gar nicht wissen, wie die Arbeit der gegenseitigen Lektüre überhaupt anzugehen wäre? Effizienz war der Leitgedanke der Informationstheorie, die mit Containermetaphorik die Kommunikationsakte in Sender, Botschaft und Empfänger unterteilten. Zwecks Effizienz musste die gerade in der Atmosphäre der Totalitarismuskritik, die als Decknarrative für Antikommunismus massiv in Umlauf gebracht wurde, eigentlich durchaus bedrohlich erscheinende Kontrolle perfektioniert, also totalisiert werden. Das englische Wort control verschluckte dabei, was im Deutschen als Lenkung in der Kybernetikmetapher, aber auch in Kontexten demokratischer Staatstheorie etwas zurückhaltender formuliert schien.

Die dabei immer notwendige, bei der Optimierung der Kernprozesse oft unsichtbar gemachte softe Arbeit der sinnstiftenden Entschlüsselung, des Troubleshooting und generell der Wartung der Maschinen wurde von der natürlichen Sprache bzw. von den – oft weiblichen – dienstleistenden Expertnnnie der jeweiligen Systeme erledigt. Heute sind es im internationalen Vergleich unterbezahlte Angestellte in ehemaligen englischsprachigen Kolonien, die mit ihrer Pflege der Trainingsdaten die Large Language Models sauber halten.

Sauberkeit als Wahrung des Scheins von Perfektion hat eine lange Tradition; in einem einem wuchernden Ökosystem abgetrotzden Lebensformen ist es schon lange ein wichtiger Wert gewesen, aber dabei wurde auch sorgfältig differenziert: der Troadkasten zur Speicherung des Saatguts ist doppelt bewandet und penibel kontrolliert, aber wer würde schon anfangen, Heu aus den Spalten des Heubodens zu pulen? Hier wurde bei der Emanzipation der Metapher (bei ihrem Tod) pauschalisiert. Ein als Behältnis konzipierter Begriff kann, so die mit der Metapher transportierte Vorstellung, sauber gehalten, der Zugang zum Innenraum begrenzt werden, alle die Kapazitäten der Maschinen übersteigenden Probleme der Außenwelt überlassen. Die gegenseitige Kontamination von politischem, wissenschaftlichem und bildlichem Denken lässt indessen die jeweiligen Behauptungen mit jeder Generation plausibler erscheinen (cf. Blumenberg 2013).

Reddys Bedauern der durch die conduit metaphor beförderten Ignoranz der jeweiligen zum Verständnis notwendigen Interpretationsleistungen kann man Hiraoka und Kawakami (2019) an die Seite stellen, die sich in ihrer Designmethodologie „Benefits of Inconvenience“ (BI) mit der Frage auseinandersetzen, wie die cockpit-kontrollorientierte Bequemlichkeit von Produkten und Systemen zur Rückbildung wichtiger menschlicher Fähigkeiten und kollektiven Wissens führen kann. Während ein konsumentnnnieseitiger Subjektivismus mit Bequemlichkeiten bedient wird und durch die Verführung dazu in einer Marktdemokratie in ihrer sich selbst geschuldeten Mündigkeit ständig gefährdet ist, würde ein standardisierter Grad an technischer, ökologischer und wissenschaftlicher Alphabetisierung die zumindest potentielle Mündigkeit von Einzelpersonen auch noch in arbeitsteiligen Gesellschaften garantieren. Mündigkeit heißt dabei auch Respekt vor der Arbeit und dem Wissen anderer, ganz im Sinn der Komintern und der Klassensolidarität. Doch allzuleicht glauben wir den schmeichelhaften Suggestionen, die Gehälter bildeten gerecht den Wert der Arbeit ab, was Schreibtisch- und Managementjobs wertvoller erscheinen lässt als die Arbeit an der Basis – besonders leicht ist das zu glauben, wenn man letztere gar nicht kennt. Mit der konsumentnnnieorientierten Zielsetzung der Bequemlichkeit und der verkaufsorientierten Beförderung der konsumentenseitigen Ignoranz, etwa im boomenden Schlachtfeld des UI/UX (User Interface / User Experience) Design, werden laut Hiraoka und Kawakami in ihren Konsequenzen unreflektierte Weichenstellungen in der Technologieentwicklung implementiert, die später schwer zu korrigieren sind. Man könnte nun meinen, es ginge darum, dass Menschen ihrer wertvollen Skills nicht verlustig gehen. Das stimmt natürlich, aber es geht dabei auch um Politik und um den Zugang zu einem angemessenen Wissen über die Systeme, in deren Netzwerken wir wohl oder übel leben. Über diese unmittelbare politische Pragmatik hinaus könnte es natürlich auch um die Qualität der Datenübertragung auf menschlichen Medien gehen (cf. Blackmore 1999), damit die existierenden technischen Systeme – zu denen auch die Literaturgeschichte zu zählen ist – auch für das Anthropozän möglicherweise überlebende Nichtmenschen, zum Beispiel von uns gar nicht vorstellbare Lebens- oder Intelligenzformen, anschaulich besetzt mit der Figur der Migrantnnnie/Touristennnie aus dem All, lesbar und handhabbar bleiben. Dies würde sich zum Teil mit traditionell transgenerationalen Kulturformen überschneiden, die ja tatsächlich in den meisten Fällen das einzige sind, was uns noch Daten von unseren eigenen fernen Vorfahren übermittelt. Die dafür nötige Trägheit ist trotz mancher Überschneidungen nicht genau das gleiche wie Starre, Statik und Stasis. Doch auch die sollten gerade unter der gegenwärtigen Bedrohung durch die schnelle Wandelbarkeit eines faschistischen Akzelerationismus und neoliberalen Techniken des agilen Gouvernements nicht blind verteufelt werden, wie es in antistrukturalistischen und antistrukturellen Diskursen bisweilen vorgekommen ist. Um es politisch ganz klar zu sagen, möglicherweise braucht es selektive, elastische Konservativismen der Arbeit, deutlich und begründet differenziert von bürgerlicher Nostalgie und konzeptueller Starre, um nicht wehrlos einem trickreichen, agilen, modern, dezentral und opportunistisch operierenden Kapitalismus ausgesetzt zu sein. Worin die elastische Konservierung von Kulturtechniken genau besteht, ist Gegenstand wichtiger Auseinandersetzung, bei denen die Vertreternnnie der Schriftkultur sehr aufmerksam auf nichtschriftliches Wissen sein müssen.

6 Recycling als Verwischung der Grenze zwischen Konsum und Produktion

Wenn Karatani Kôjin meint, dass die Arbeiternnnieklasse in der Gegenwart eher als Konsumierende denn als Arbeitnehmernnnie Handlungspielraum haben (Karatani 2012, 231), hat er wohl in vielen Hinsichten leider recht. Für die Metaphernbenutzung hat dies den Effekt, dass wir uns jederzeit, indem wir Metaphern kritisch und innovativ ernst nehmen, von Konsumierenden zu Produzierenden von Sprache aufschwingen können. Wenn wir dabei aber zu kreativ sind, riskieren wir, nicht ernst genommen zu werden. Wenn im Licht der Recyclingtheorie (arterielle und venöse Industrie: Hosoda 2016, Cotten 2025) der Kreislauf geschlossen gedacht wird, verschwimmen Konsum und Produktion tatsächlich in eins, in der Müllverwertung wie in der Aufmerksamkeitsökonomie von Social Media. Auch, weil die Arbeitsteilung in Wirklichkeit wechselhaft ist, muss die Frage der technologischen Mündigkeit zusammen mit den herkömmlichen Konturen der Klassenidentität erwogen werden. Schafft eine Metapher hier Sichtblenden, wie sie Günther Anders an der ästhetischen Praxis des Faschismus erkennt (Anders 1984, 178)? Hilft sie im Gegenteil, konzeptuelle Barrieren zu überwinden, legt sie Strukturen frei? Das wird von Fall zu Fall unterschiedlich sein, und dass je nach Vorwissensstand beides zugleich passiert, wird auch vorkommen. Aber auch wenn ein durch Metaphern intuitiv über den Daumen gepeilter Einblick in industrielle Interfaces mithin zu Fehlschlüssen führen kann, etwa in der Quantität so können diese korrigiert werden, ohne das Ganze neu aufzusetzen, wenn genug Information in der Metapher gespeichert ist und wenn Gelegenheit besteht, hier die letzte Strecke immer wieder abzugleichen, weil alle Metaphern ernst nehmen. Diese kommunikative Robustheit scheint für potentiellen Anarchismus nützlicher als kommerzielle Interfaces der Scheinperfektion, die uns als reine Konsumentnnnie addressieren und dabei unser Verständnis möglichst unoperativ halten wollen, durch die Anders’schen faschistischen Wandschirme von den Produktionsprozessen abgeschirmt.

Die Metapher hier als Allheilmittel anzupreisen ist Augenauswischerei. Aber das Training der bewussten und kritischen strukturellen Übertragung inklusive einer Familiarität mit ihren häufigen Fehlern hilft beim indirekten Schlussfolgern über Hintergründe, die uns, absichtlich oder aus reiner Gewohnheit, auf eine politische Weise ferngehalten werden. Das Durchschauen von irreführenden Metaphern wird durch mehr Gebrauch von Metaphern generell und die dadurch differenzierte Wertschätzung von guten und schlechten Erkenntniszubringermetaphern geschult und geschärft.

Die Perfektion der Theorie, als lückenlose Kontrolle in einem abgeschlossenen, staubfreien Raum inszeniert, spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit, die uns kontrollierbar bis lenkbar macht und politisch verunsichert. Das dem mimetische Leckerbissen aufgesetzt werden, zeigt, wie wichtig die erlaubte Tiefe des Zugriffs von Metaphern ist. Das schleimig-glitzernde Scroll-Triefen von endlosem eye candy der Webseiten und Smartphoneinterfaces der 2020er Jahre imitiert, vergleichbar dem Jugendstil von etwas über hundert Jahren vorher, eine Selektion von herunterabstrahierten ästhetischen Aspekten der Natur (wie in Fortführung ihrer in Wirklichkeit arg strapazierten, aber umso mehr romantisch verklärten Allmacht und endlosen Resilienz, als Matrix wie als Mutter), die bloß in ihrer Biomenschen bald erschöpfenden Repetitivität eine wesentliche Funktion des wirklichen Naturinterfaces nicht reproduzieren: die verfallsbedingten Zyklen und energetische Verwandlungsökonomie der materiellen Welt. Virtuelle Naturimitationen bieten nicht den melancholischen Trost gemeinsamen Verfalls. Vielmehr setzen sie stetigen Energiezufluss ein, um ihre Bio-Usernnnie vor ein simuliert makelloses, endloses, in sich ruhend gegenwärtiges Gebilde zu stellen, das ihnen als Domina des Eskapismus mit vielen Gesichtern ein einziges, verführerisches Angebot macht: sich in der selegiert-simulierten globalen Gegenwart unendlich inferior vorzukommen und sich im selben Augenblick vergessen zu dürfen.

Wir können die Scham vor der ausgeführten Analogie menschlicher Kognition, der sogenannten künstlichen Intelligenz, mit Günther Anders „prometheisch“ nennen, und auch wenn kurzfristige Linderung unangenehmer Anwandlungen durch das Begraben des eigenen Kopfs im Schoß der Person, vor der man sich schämt, möglich ist, wäre langfristig angesagt, sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Einer von mehreren notwendigen Wegen, die Konzeption des Menschen und der Gesellschaft zu hinterfragen, die sich in der jüngeren Technikgeschichte abgebildet hat, besteht darin, die eingebauten strukturellen Metaphern auf die Dienlichkeit ihrer Zwecke und ihre Zweckentfremdbarkeit und Adaptierbarkeit zu überprüfen. Durch die Untersuchung grundlegender Metaphern als strukturgebender, aber mehrdeutiger Elemente kann gespeichertes Wissen von den vorausgegangenen technologischen Situationen für weitere Nutzung gewartet und zugleich deren Verwandlung und Anpassung für eine usernnnieemanzipierende Zukunft ermöglicht werden: mit sachimmanenten Filtern und Widerständen, die ihren Missbrauch für faschistische oder bloß subjektivistische, unausgewogene, zu kurz gedachte Zwecke erschwert, ohne formelle Institutionen der Legislative und Exekutive zu bemühen, die erst wieder von irgendeiner Instanz kontrolliert werden müssten. Das klingt schon fast nach den Sprüchen von dem Prinzip Staat generell kritisch gegenüberstehenden Krypto-Aussteigernnnie oder gar Reichsbürgernnnie; der Unterschied besteht darin, dass eine anarchistische Ausstattung der Bevölkerung mit (technischem) Wissen und Mündigkeit nicht bedeutet, mythenhörige Einzelgängernnnie mit Waffen auszustatten. In der Praxis ist diese Unterscheidung freilich stetig zu pflegen, da gerade die idiotischeren Mythen und Religionen wie Neophyten evolutionär darauf spezialisiert sind, sich gegenüber feiner abgestimmten Formen durchzusetzen und zu verbreiten. Wie oben erwähnt, die großen Religionen wirkten faszinierend, weil sie unplausibel waren. Absolute Sicherung vor so etwas gibt es natürlich nie. Wir reden nicht von einem Sieg über die Ignoranz, sondern davon, beständig und in guter interdisziplinärer Zusammenarbeit Lebensräume zu sichern, in denen Wissen überdauern kann, das möglichst viele selbstkorrigierende Funktionen eingebaut hat. Die großen Scheine der absoluten ebensowie das Kleingeld der passagèren Metaphern brauchen wir als Verbündete bei der gemeinnützigen, detailalphabetisierten Zweckentfremdung einer das Zu-kurz-Gedachte massiv verstärkenden propriotechnischen Welt.

Literatur


  1. „Polnisches“ Gendern: Alle für alle Gender benötigten Buchstaben in gefälliger Reihenfolge ans Wortende.↩︎