Der mediterrane Mythos als kritische Theorie der Moderne

Griechisches Erbe und Ideologiekritik bei Albert Camus

Autor:innen

  • Mario Wintersteiger Salzburg / Innsbruck

Schlagworte:

Albert Camus, Ästhetik, griechische Mythologie, Ideologiekritik, Kritische Theorie, tragisches Denken

Key words:

Albert Camus, aesthetics, Greek mythology, criticism of ideology, Critical Theory, tragic thought

Abstract

Der vorliegende Beitrag argumentiert, dass die mediterrane Mythenwelt, wie sie im philosophischen Werk Albert Camus’ begegnet, eine kritische Theorie sui generis – verstanden als eine rationalitäts- und ideologiekritische Position – in sich birgt. Als solche, so lautet die hier vertretene These, ist sie – zumindest unter bestimmten Gesichtspunkten – der Frankfurter Schule überlegen. Das griechische Denken à la Camus teilt mit jener zwar den wachen Blick für die Schattenseiten der Moderne, vermeidet dabei aber die allzu große Reserviertheit gegenüber Anthropologie, Ästhetik und Mythos, wie sie im Umfeld der Kritischen Theorie häufig anzutreffen ist. Camus’ tragisches Denken, das an der mediterranen Mythologie – unter anderem am griechischen Nemesis-Mythos – geschult ist, erörtert die natürlichen Grenzen, die nicht verletzt werden dürfen, von modernen politischen Heilslehren aber in maßloser und folglich verhängnisvoller Weise überschritten werden.

English version

This contribution argues that the Mediterranean world of myths, which one encounters in the philosophical work of Albert Camus, contains a critical theory sui generis – a position critical of rationalism and ideology. According to our thesis, this theory is superior to the one provided by the Frankfurt School – at least in certain aspects. Greek thought à la Camus shares the awareness of the dark side of modernity, but it avoids the far too big reservations against anthropology, aesthetics and myth that can frequently be found in Critical Theory. Camus’ tragic thought, which was nurtured with Mediterranean myths (among them the Greek myth of Nemesis), highlights the natural limits that should not be crossed, but are exceeded by modern political doctrines of salvation in an excessive and fatal way.

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Zitationsvorschlag

Wintersteiger, M. (2017). Der mediterrane Mythos als kritische Theorie der Moderne: Griechisches Erbe und Ideologiekritik bei Albert Camus. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 4(2), 87–106. https://doi.org/10.22613/zfpp/4.2.4

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Aufsätze