Erinnerung, Wertschätzung und das Recht zu vererben

Autor:innen

  • Hans-Christoph Schmidt am Busch

Schlagworte:

das Recht zu vererben, Erinnerung, Wertschätzung, privates Eigentum, Hegels Theorie der Handlung

Key words:

the Right to Bequeath, Remembering the Dead, Valuing the Dead, Private Property, Hegel's Theory of, Hegel's Theory of Action

Abstract

Für die zeitgenössische Philosophie ist das Vererben ein Vermögenstransfer, der unter Gesichtspunkten sozialer Gerechtigkeit zu behandeln ist. Diese Untersuchungsperspektive ist angesichts der massiven Verteilungseffekte, die das Vererben zeitigt, ohne Frage sehr wichtig. Allerdings lässt sie einen Punkt unberücksichtigt: Das testamentarische Vererben kann wichtige Beiträge dazu leisten, dass wir Verstorbene, denen wir zu Lebzeiten nahestanden, in Erinnerung behalten und wertschätzen. Hierbei ist der monetäre Wert der vererbten Güter nicht entscheidend. Wie ich in meinem Aufsatz darlege, lässt sich mit diesem Befund erklären, warum die (von einer wachsenden Zahl von Gerechtigkeitstheoretikerinnen und -theoretikern geforderte) Abschaffung des Rechts zu vererben nicht nur von Vorteil sein würde, sondern auch mit ethischen Kosten verbunden wäre. Ein adäquater philosophischer Diskurs hätte diesen Befund (mit dem sich neoliberale oder rechtslibertaristische erbrechtliche Positionen nicht rechtfertigen lassen) angemessen zu berücksichtigen.

English version

Contemporary philosophy often understands inheritance in terms of a transfer of wealth that is to be judged according to a theory of social justice. Indeed, this framework of analysis is undoubtedly very important since posthumous transfers of wealth can engender massive distributional inequalities. However, this discussion neglects a crucial point: bequests in wills can impact and even structure how we remember and value deceased persons we were close to during their lifetime. From this perspective, a given bequest cannot be quantified or understood in terms of its monetary value. As I argue in my paper, this insight helps explain why abolishing the right to bequeath (something a growing number of theorists of justice endorse) might not only bring benefits but also come at an ethical cost. An adequate philosophical treatment of bequest must account for this insight—an insight that can be used to justify neither neoliberal nor right-libertarian positions upon inheritance.

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Zitationsvorschlag

Schmidt am Busch, H.-C. (2022). Erinnerung, Wertschätzung und das Recht zu vererben. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 8(2), 47–70. https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.2

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Rubrik

Aufsätze