Das Prinzip demokratischer Gleichheit

Kippfiguren als Gedankenexperimente

Autor:innen

  • Christine Abbt

Schlagworte:

Kippfiguren, Gedankenexperiment, Gleichheit, Differenz, Freiheit, Demokratie, Anthropologie, Performativität, Wittgenstein, Kant

Key words:

Reversible figure, thought experiment, equality, difference, freedom, democracy, anthropology, performativity, Wittgenstein, Kant

Abstract

Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinzip Gleichheit, und also das darin unauflöslich wirksame und paradoxe Verhältnis von Gleichheit und Freiheit, plausibel wird. Das geschieht auf zwei Ebenen. Im Vollzug des Kippens wird das je eigene Sehen als Perspektive kenntlich und eine Differenzierung zwischen Wahrnehmen und Denken kommt in Gang. Zudem wird erkennbar, dass dasselbe gleichzeitig dasselbe und doch nicht dasselbe ist. Paradoxe Verhältnisse werden so dem Denken zugänglich und Verbindendes vergegenwärtigt. Das Denkerlebnis, das an und mit etwa der Kippfigur des Enten-Hase-Kopfs mittelbar wird, reduziert zwar die Komplexität der Thematik auf eine überschaubare Dimension, es bereitet dabei allerdings doch darauf vor, Anderen als Freie und Verschiedene und als Gleiche zu begegnen. Bewusstwerdung und Rationalität führen, so wird mit dem Gedankenexperiment der Kippfiguren deutlich, nicht, wie es etwa Jean-Jacques Rousseau in seiner Abhandlung über die Ungleichheit unter den Menschen und der darin formulierten Forderung nach Gleichheit ausführte, weg von der Einsicht in die Gleichheitsidee, sondern verhelfen dieser hier erst zur Anerkennung und Durchsetzung.

English version

Reversible figures, so the thesis in the article, are thought experiments with which the democratic principle of equality, and thus the inextricably effective and paradoxical relationship between equality and freedom, becomes plausible. This happens on two levels. In the process of tilting, one’s own seeing becomes recognizable as a perspective and a differentiation between perceiving and thinking is initiated. In addition, it becomes recognizable that the same thing is simultaneously the same and yet not the same. Paradoxical relationships thus become accessible to thinking, and what unites all people is brought to mind. The experience of thinking, which becomes indirect with the tilting figure of the duck-hare head, reduces the complexity of the topic to a manageable dimension, but it prepares us to encounter others as free and different and as equals. Deeper thought, awareness and rationality do not lead away from the insight into the idea of equality, as, for example, Jean-Jacques Rousseau explained in his treatise on inequality among men and the demand for equality formulated therein, but rather help this idea to be recognized and asserted.

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Zitationsvorschlag

Abbt, C. (2022). Das Prinzip demokratischer Gleichheit: Kippfiguren als Gedankenexperimente. Zeitschrift für Praktische Philosophie, 8(2), 277–294. https://doi.org/10.22613/zfpp/8.2.11

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt: Gedankenexperimente in der praktischen Philosophie